Auf dem Internet herrscht ein Jekami: Alle können Videos, Meldungen und anderes mehr aufs Netz stellen. So kommen Gerüchte in Umlauf, aber auch gezielte Falschinformationen.
Seit US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus sitzt, ist der Begriff «fake news» fast jede Woche in den Zeitungen zu lesen oder auf seinem bevorzugten Medium Twitter – einer Nachrichtenplattform, über die Mitteilungen in SMS-Länge verbreitet werden können.
Herr Trump ruft vorzugsweise Falschmeldungen aus, wenn etwas Negatives über ihn und seine Entourage zu lesen ist. Taktisch gesehen ist dieses Vorgehen geschickt, denn was man als falsch erachtet, muss man nicht mit Argumenten widerlegen.
Nun kann man sagen, dass es Falschmeldungen schon immer gegeben hat. In der Printpresse gibt es sogar eine Kosebezeichnung dafür. Man spricht von der Zeitungsente. Der Ursprung dieses Begriffs ist nicht ganz klar, aber die Vermutung liegt nahe, dass sie sich aus dem Französischen eingeschlichen hat. So bedeutet «donner des canards» (Enten geben) «lügen». Was aber Enten mit Lügen am Hut haben, ist wiederum unklar.
Doch mit den – aufgrund unsorgfältiger Recherche oder mangelnder Informationen – verbreiteten Falschmeldungen haben «fake news» kaum etwas zu tun. Wer eine Zeitungsente veröffentlicht, tut dies ohne (böse) Absicht. Das englische Wort «fake» bedeutet Fälschung, Täuschung oder Hochstapler. Fake News sind also Falschinformationen, die von Einzelnen oder Gruppen – über elektronische Medien – im Bewusstsein verbreitet werden, die wirtschaftliche, politische oder gesellschaftliche Stimmung zu beeinflussen.
Weil alle Personen Inhalte aufs Netz stellen können und keinerlei moralische oder ethische Regeln befolgen müssen, wie dies von Medienunternehmen verlangt wird und vorgeschrieben ist, ist die Informationslage auf dem Internet äusserst undurchsichtig geworden. Das Schwierige dabei ist, dass von Desinformationen betroffene Personen, Unternehmen und Institutionen aus der Defensive agieren und die Vorwürfe entkräften müssen. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass, selbst wenn ihnen dies gelingt, oft ein Makel oder ein Zweifel hängen bleibt. Bekanntlich gibt es keine zweite Chance für einen ersten Eindruck.
Leute, die bewusst Fake News ins Netz stellen und damit Schaden anrichten wollen, heissen Trolls. Diese Trolls haben nichts mit den Kobolden aus der nordischen Mythologie zu tun. Sie haben ihren Namen vielmehr vom englischen Begriff «trolling with bait», dem Fischen mit einer Schleppangel und Köder. Bei den Internet-Trollen ist eine gezielte Provokation der Köder. Sie treiben sich auf sozialen Netzwerken oder in Online-Games herum, wo sie andere beleidigen oder gerne politische Extrempositionen vertreten und eben Fake News verbreiten. Sie hoffen auf eine Reaktion entweder in Form einer empörten Antwort, die sie dann gerne weiter eskalieren, oder noch lieber an eine weitere Verbreitung der «Sensation».
Damit Fake News ihre Wirkung entfalten können, setzen Trolls auf Bot-Netzwerke, das sind Algorithmen, die über gefälschte Konten in sozialen Netzwerken Botschaften verbreiten. Trolls werden seit geraumer Zeit auch von staatlicher Seite – wenn auch nicht offiziell – eingesetzt, um die politische und wirtschaftliche Stimmung in (fremden) Ländern zu beeinflussen. So haben russische Troll-Fabriken im grossen Stil Plattformen wie Facebook und Twitter im Vorfeld der letzten US-Präsidentschaftswahlen benutzt, um Stimmung gegen Hillary Clinton und die Demokratische Partei zu machen, um so die Wahl von Donald Trump zu unterstützen. Das ist keine Fake News.