Schritte zählen, Puls aufzeichnen, Schlaf tracken – macht das eigentlich Sinn? Die kurze Antwort lautet: Es kommt darauf an, welches Ziel man verfolgt.
Der Blick wandert aufs Handgelenk, doch nicht die Uhrzeit ist gefragt, sondern der Trainingsfortschritt. Ist das heutige Fitnessziel schon erreicht oder schwebt es noch in weiter Ferne? Dass Bewegung in jedem Alter guttut, ist unbestritten. Sitzen gilt als Volkskrankheit, extra Pfunde umfliessen die Gürtellinie und allenthalben droht Diabetes. Doch wie lässt sich die eigene Bequemlichkeit überwinden und das Wohlbefinden steigern?
Konfrontiert mit dieser Ausgangslage steht schnell der Kauf eines Fitnesstrackers im Raum. Hier lohnt es sich, etwas «in sich zu gehen» und sich zu fragen: Weshalb möchte ich meine Vitaldaten aufzeichnen? Welches Ziel verfolge ich? Und: Wie komme ich mit den Daten klar, die der digitale Assistent liefert?
Unterschiedlicher Umgang
Studien der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW haben gezeigt, dass über 40 Prozent der Befragten sagen, dass die Geräte ihnen helfen, den eigenen Körper besser wahrzunehmen. Doch ein Fünftel der Teilnehmenden findet genau das Gegenteil. Auffällig ist auch, dass Männer massgeblich mehr dazu neigen, Aktivitätswerte wie Puls oder Schrittzahl zu messen als Frauen. Ein grosser Unterschied ist auch feststellbar, ob man sich grundsätzlich gesund fühlt oder unter einer (chronischen) Krankheit leidet. Letztere Gruppe misst viel häufiger den Blutdruck, das Gewicht und den Schlaf als gesunde Personen. Wer eine angeschlagene Gesundheit hat, sorgt sich auch deutlich mehr um den Datenschutz.
Motivation oder Stress?
Die ständige Verfügbarkeit der Daten, die Anzeige der verbrauchten Kalorien und absolvierten Schritte mag die eine antreiben, aber den anderen stressen. Wer mit Leuten spricht, die ihre Aktivität überwachen, bekommt oft Geschichten über seltsame Verhaltensweisen zu hören: Da werden spät abends Runden um den Esstisch gejoggt, das Treppenhaus auf und ab gesprintet oder während Minuten Schatten geboxt, um am Ende des Tages die jeweiligen Ziele zu erreichen.
Zwang nach perfektem Schlaf
Weniger amüsant ist es, wenn das Verhalten ins Zwanghafte kippt – zum Beispiel beim Schlaf. Eine Studie aus dem «Journal of Sport and Health Science» hat gezeigt, dass besonders Athletinnen und Athleten zu sogenannter Orthosomnie neigen können, dem Zwang nach dem perfekten Schlaf. Aber auch «Amateure» können in eine Art Wettbewerb mit sich selbst verfallen und Stress beim Einschlafen bekunden. Überhaupt ist die wahrgenommene Schlafqualität eine höchst subjektive Sache, wie eine finnische Studie nachgewiesen hat. Dabei hilft es nicht, dass die Schlafdatenerfassung durch die verschiedenen Messmethoden als nicht sonderlich zuverlässig eingestuft wird.
Nur kein Stress!
Also Finger weg von Smartwatches, Ringen und anderen Wearables? Keineswegs, denn die aufgezeichneten Daten sind nützlich – vorausgesetzt man kommt damit klar und lässt sich nicht von ihnen stressen.
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