Mein erstes Mal … beim Bouldern
Zeitlupe-Redaktor Marc Bodmer hat sich in Zürich in eine Boulderhalle gewagt. Ob er es als blutiger Anfänger schafft, die Wände hochzugehen?
Text: Marc Bodmer

Soll ich mit 60 Jahren wirklich noch die Wände hochgehen? Das mache ich doch schon oft genug, wenn ich die Zeitung lese. Aber wie will ich mir eine Meinung zum Bouldern bilden, wenn ich es nicht ausprobiert habe? Eben.
Zusammen mit meinem Sohn und dessen Freunden wähle ich trotz Höhenangst in der Ausleihe der Boulderhalle «Minimum Flüela» in Zürich Kletterschuhe aus. «Die Schuhe müssen zu knapp sitzen», lautet der erste Tipp. Wie eine Geisha tipple ich zur Anfängerwand und wate auf den dicken, weichen Matten, die über 90 Prozent des Bodens bedecken, zum Ausgangspunkt meiner ersten Herausforderung.
Griffe in verschiedenen Farben zeigen nicht nur die Kletterrouten, sondern auch deren Schwierigkeitsgrad an. Die Wände für Anfänger wie mich haben eine leichte Neigung von ein paar wenigen Grad oder sind senkrecht. Während ich mir überlege, welche Grifffolge mich nach oben befördern kann, kraxeln kleine Kinder mit affenartiger Behändigkeit unter dem wachsamen Auge einer Trainerin zum Ziel.
Mein etwas hoffnungsloser Blick wandert durch die Halle und macht mich zuversichtlicher: Hier findet sich alles – von Kids über junge Amateurinnen, Männer in meinem Alter bis hin zum Einbeinigen (!), dessen Einschränkung selbst den Trainer überfordert, weil er ihm keine entsprechende Route vorklettern kann.
Optimistisch hänge ich mich an die Wand, die aus dieser Perspektive schon wieder anders aussieht als eben noch. Statt zügig vorwärts zu klettern, bin ich überfordert. Tipps von unten sind in solchen Momenten hilfreich, weil mit etwas Distanz zur Kletterwand die zielführenden Grifffolgen offensichtlicher sind. Wer nicht weiterkommt, kann sich auch einfach plumpsen lassen und landet weich auf der Matte. Wie ein gestrandeter Frosch schaue ich die Wand an, und plötzlich ist alles sternenklar.
Bouldern ist das perfekte Freizeitvergnügen für sportliche Puzzle-Fans. Ein grosser Reiz besteht darin, sich einen Überblick zu verschaffen und mögliche Routen samt Griffkombinationen vor dem geistigen Auge durchzuklettern. Wo setze ich meinen rechten Fuss hin, wo meinen linken? Welcher Griff ist näher? Soll ich direkt oder über Kreuz greifen?
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