Was für ein Jahrhundert!
1923 bis 2023: Kriege und Katastrophen kosten Millionen Menschen das Leben. Technische, medizinische und gesellschaftliche Entwicklungen verändern die Welt und die Schweiz. Viele Errungenschaften sind Fluch und Segen zugleich.
Text: Annegret Honegger
Nordpol. Mount Everest. Marianengraben. Weltall. Die letzten hundert Jahre führen die Menschheit in höchste Höhen und tiefste Tiefen. Die Wirtschaft bricht alle Rekorde und bringt Wohlstand für viele, während die Unterschiede zwischen Reich und Arm weiter wachsen. Die Lebenserwartung steigt so steil an wie die Weltbevölkerung. Kriege, Konflikte, Naturkatastrophen und Hunger töten Millionen und zwingen ebenso viele zur Flucht.
Herzen können verpflanzt und tödliche Krankheiten geheilt werden. Penicillin rettet Leben, die Antibabypille bringt die Möglichkeit, solches zu verhindern. Viren wie HIV oder Corona fordern viele Opfer. Das erste Retortenbaby wird geboren und ein Schaf geklont.
Radio und Fernsehen, Waschmaschinen und Geschirrspüler ziehen bei uns ein. Das Auto bringt die grosse Freiheit und Düsenjets fliegen die Massen in die Ferien. Computer machen Wissen für viele verfügbar, schicken Nachrichten innert Sekunden um die Welt, rationieren Abläufe und verwandeln Berufe. Internet und Smartphones dringen in fast alle Lebensbereiche vor.
Das Wachstum scheint grenzenlos. Sämtliche Kurven deuten ständig nach oben. Dass viele Errungenschaften eine Kehrseite haben, zeigt sich erst allmählich. Etwa die Mobilität und der freie Markt. Das praktische Plastik, dessen Mikroteilchen zur Plage werden. Die Atomenergie oder die weltweiten Verflechtungen von Wirtschaft, Politik, Umwelt, Kultur und Kommunikation – die Globalisierung. Die Sorge um unseren Planeten treibt nicht nur die Jugend auf die Strasse.
Prägende Figuren, im Guten wie im Schlechten, besteigen die Weltbühne und verlassen sie wieder. Manche inspirieren uns bis heute. Einige entdecken Bahnbrechendes. Andere ermorden Millionen. Mahatma Ghandi, Anne Frank, Martin Luther King. Sophie Scholl, Nelson Mandela, Mutter Teresa oder der Dalai Lama. Albert Einstein, Marie Curie, Sigmund Freud. Adolf Hitler, Josef Stalin, Mao Zedong.
Börsencrash und lange Haare
Fassungslos verfolgen viele, wie der Börsencrash am Schwarzen Freitag die «Goldenen Zwanzigerjahre» beendet. Sie hören die Glocken zum Ende des Zweiten Weltkriegs läuten. Sie sitzen vor dem Fernseher, als Elizabeth II. in der ersten Live-Krönung der Geschichte Britanniens Thron besteigt. 600 Millionen sehen Neil Armstrong den ersten Schritt auf dem Mond machen. John F. Kennedy wird erschossen und Michail Gorbatschow und Ronald Reagan schütteln einander die Hand. Die Berliner Mauer fällt und im neuen Jahrtausend stürzen nach einem Attentat die Twin Towers in New York ein.
Die Menschen tragen ihre Haare lang, wohnen in WGs oder in wilder Ehe zusammen, demonstrieren gegen das Establishment und rufen «Make love not war». Sie erleben, wie sich von Tschernobyl aus eine radioaktive Wolke ausbreitet und wie die Wogen des Tsunamis im Indischen Ozean die Strände überfluten. Sie sehen Pelé dribbeln, Muhammad Ali fighten, Rosi Mittermaier auf der Piste zaubern und Roger Federer siegen und weinen.
Selbstverständlich machen die weltweiten Ereignisse, Erschütterungen und Erfindungen nicht vor der Schweizer Grenze Halt. Vom Krieg bleibt unser Land verschont, Aktivdienst, Anbauschlacht, Rationierungen und Réduit prägen Generationen. Später wird die Kooperation mit dem Dritten Reich ebenso kritisiert wie der Umgang mit Flüchtlingen und ihrem Vermögen. Die Nachkriegszeit bringt Hochkonjunkturjahrzehnte und den Babyboom. Landesausstellungen vereinen und entzweien die Nation. Die Frauen erringen nach jahrzehntelangem Kampf das Stimmrecht und ziehen in den Bundesrat ein.
Geflüchtete aus Ungarn, Tschechien, Tibet oder der Ukraine finden Aufnahme. Menschen aus Italien, Sri Lanka, Jugoslawien, dem Nahen Osten oder Afrika hoffen hier auf Schutz, Arbeit und ein besseres Leben. Die Schweiz entwickelt sich zum Einwanderungsland. Und ringt um ihre Einstellung zur Zuwanderung ebenso wie um die zur Neutralität oder zu Europa. Ein Baby, das heute hier geboren wird, hat eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt. Welche Altersvorsorge es wohl dereinst erwartet?
Erinnern Sie sich noch?
Wie war Ihr Jahrhundert? Was kommt Ihnen dazu in den Sinn? Welche Errungenschaft wurde wann eingeführt und welches Ereignis fand in welchem Jahr statt? Rätseln Sie mit!
- Die erste Farbfernsehsendung: 1968 oder 1975?
- Die erste Migros-Filiale: 1940 oder 1926?
- Die Beerdigung von General Guisan: 1953 oder 1960?
- Die ersten Swatch-Uhren: 1983 oder 1989?
- Der Frauen-Marsch auf Bern: 1982 oder 1969?
- Die Eröffnung der ersten Autobahn: 1945 oder 1955?
- Der Besuch von Winston Churchill: 1946 oder 1939?
- Das hauchdünne Nein zum EWR: 1992 oder 1982?
- Der Seefrörni-Winter: 1970 oder 1963?
- Die ersten Radio24-Sendungen: 1979 oder 1984?
- Die Abstimmung über die Armeeabschaffung: 1989 oder 1971?
- Die Anerkennung des Rätoromanischen als vierte Landessprache: 1928 oder 1938?
- Die Abstimmung über die Schwarzenbach-Initiative: 1965 oder 1970?
- Der erste Schweizer im Weltall: 1974 oder 1992?
- Die autofreien Sonntage nach dem Ölpreis-Schock: 1973 oder 1965?
- Die Aufdeckung des Fichenskandals: 1989 oder 1976?
- Der Gletscherabbruch beim Mattmark-Stausee: 1965 oder 1973?
- Der Chemie-Unfall in Schweizerhalle: 1986 oder 1992?
- Der Sturm «Lothar»: 1988 oder 1999?
- Das tumultuöse Jimi-Hendrix-Konzert in Zürich: 1972 oder 1968?
Lösungen:
1. Farb-TV 1968 / 2. Migros 1926 / 3. Guisan 1960 / 4. Swatch 1983 / 5. Frauen-Marsch 1969 / 6. Autobahn 1955 / 7. Churchill 1946 / 8. EWR 1992 / 9. Seegfrörni 1963 / 10. Radio24 1979 / 11. Armee 1989 / 12. Romanisch 1938 / 13. Schwarzenbach 1970 / 14. Weltall 1992 / 15. Autofreie Sonntage 1973 / 16. Fichenskandal 1989 / 17. Mattmark 1965 / 18. Schweizerhalle 1986 / 19. Lothar 1999 / 20. Jimi Hendrix 1968
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