Anlegerinnen und Anleger lockt die Aussicht auf den schnellen Gewinn. Dabei warnen Fachleute bei der digitalen Währung vor dem nächsten Crash. Facebook fordert mit der neuen Kryptowährung Libra die Notenbanken heraus.
Mit Bitcoins die Hotelrechnung begleichen? Ja, die Gäste im Zürcher Fünfsternehaus Dolder können seit vergangenem Sommer mit der digitalen Währung bezahlen. Möglich macht dies eine Smartphone-App. Stark schwankende Kurse riskiert das Luxushotel nicht. Die vom Kunden in einem sogenannten Handy-Wallet gespeicherten Bitcoins werden dem Dolder etwa für die Übernachtung unmittelbar in Schweizer Franken gutgeschrieben.
Die bekannteste Kryptowährung hat seit der Finanzkrise einen kometenhaften Auftrieb erlebt. Und auch der Absturz war in einer spekulativen Finanzwelt programmiert. Vor zwei Jahren wurde ein Bitcoin zu fast 20 000 Franken gehandelt, wenig später sackte er auf 5000 Franken ab. Jetzt hat er sich etwas erholt, ist aber weiterhin durch ein ständiges Auf und Ab bedroht. Nicht nur wegen der grossen Preisschwankungen hat die virtuell verfügbare Währung einen schlechten Ruf. Der Zahlungsverkehr läuft anonym, Intermediäre wie Banken gibt es nicht, weil die Bitcoins am Computer erzeugt werden. Kern dieser Aktivitäten ist eine Blockchain, die Transaktionen von Digitalwährungen in Datenblöcken zusammenfasst und verkettet.
Für Kleinanleger und Kleinanlegerinnen tönt das alles zwar etwas kompliziert aber auch geheimnisvoll und vielversprechend. Ein El Dorado also für unseriöse Anbieter, die ihren Kunden den «schnellen Gewinn» versprechen. Doch aufgepasst: In diesen Kreisen ist der Bitcoin längst nur noch ein Spekulationsobjekt. Es wird darauf gewettet, dass man nach dem Kauf immer jemanden findet, der mehr dafür zahlt. Dabei ist der Bitcoin nur eine von rund 2000 Digitalwährungen, die im Umlauf sind.
Ständiges Auf und Ab
Nebst dem globalen Aushängeschild mit dem weitaus höchsten Umsatz gibt es andere wichtige Digitalwährungen wie Ether, Stellar oder Monero. Trotz den teils massiven Kurseinbrüchen ist die Euphorie nicht abgeklungen. Auch wenn Experten vor einem weiteren Crash warnen: Die Leute kaufen Bitcoins und andere Kryptogelder. Es ist ähnlich wie damals bei der Dotcom-Blase. Man will dabei sein, die nächste Preisrallye nicht verpassen. Nur: Längst hat sich um den Bitcoin eine eigene Blase gebildet. Früher oder später wird sie platzen und bei den gierigen Anlegern riesige Verluste hinterlassen.
Die Ankündigung von Facebook, im nächsten Jahr eine eigene Kryptowährung namens Libra zu schaffen, hat die Debatte über Blockchain zusätzlich befeuert. Branchenkenner räumen dem Projekt gute Chancen ein. Weil der Libra wertstabil sei und nicht wie der Bitcoin im Computer geschürft wird, könne damit keine Kursmanipulation betrieben werden.
Milliarden von Menschen nutzen Facebook. Wenn sie künftig per Whatsapp problemlos Geld versenden können, wird der Libra rasch an Bedeutung gewinnen. Dazu kommt die hohe Verbreitung von Facebook im E-Commerce. Fakt ist aber auch: Regierungen, Notenbanken und Aufsichtsbehörden leisten Widerstand. Der technologische Fortschritt lässt sich deswegen nicht aufhalten. Die schwedische Notenbank hat ihr eigenes «E-Krona»-Projekt bereits weit vorangetrieben. Ähnliches will die Schweizerische Nationalbank auch tun. Die Aufseher müssen jetzt nur noch für den nötigen Schutz von Konsumenten und Anlegern sorgen. ❋
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