Spazieren statt sprinten

Deshalb hat die passionierte OL-Läuferin und -Leiterin Regula Jakob zu­sammen mit Pro Senectute Solothurn «Orientierungsspaziergänge» entwickelt. Beim «OS» verbringt man Zeit an der fri­schen Luft und trainiert Körper und Ge­hirn – ganz ohne Stoppuhr.

Mit ihren Neulingen trifft sich Regula Jakob an den ersten drei Kursmorgen in der Stadt. An der Aare mit Blick auf die Kathedrale verteilt sie einen Stadtplan und eine OL-Karte. Auch Laien erkennen die Unterschiede auf den ersten Blick: Der Umgang mit einer OL-Karte und deren Farben und Formen will gelernt sein.

Blau bedeutet Wasser, Grün Vegeta­tion, je dunkler, desto unpassierbarer. Strassen sind braun dargestellt, Gebäude dunkelgrau. Ein dicker schwarzer Strich steht für eine unüberwindbare Mauer, ein dünner für ein Mäuerchen. Rot schraffiert heisst: Nicht betreten. Mit etwas Erfahrung, erklärt die OL-Fach­frau, stelle man sich beim Blick auf die zweidimensionale Karte ganz automa­tisch vor, wie die dreidimensionale Realität aussehe.

«Haltet die Karte immer so, dass sie nach Norden zeigt», betont Regula Jakob mehrmals. Denn gleichzeitig auf den Weg, die Karte und den Kompass zu achten, ist anspruchsvoll. Das mer­ken die Teilnehmenden auf ihrem ers­ten Orientierungsspaziergang rund ums Gewerbeschulhaus. Auch deshalb übt Regula Jakob im Grundkurs in der Stadt, wo Wurzeln, Stolpersteine oder matschige Pfade als zusätzliche Heraus­forderungen erst einmal wegfallen.

Der Weg führt durch einen kleinen Park, zwischen Gebäuden und unter einem Torbogen durch, vorbei an einer Tiefgarageneinfahrt, die links und rechts von Hecken gesäumt wird. Tat­sächlich: Alles genau so auf der Karte vermerkt. «Nur ein Café fehlt», witzelt ein Teilnehmer. Alle freuen sich ange­sichts der kalten Bise an diesem Früh­lingsmorgen auf ein heisses Getränk. Abgesehen von ganz garstigen Tagen ge­höre es zu den schönen Seiten dieses Sports, dass man das Wetter und die Na­tur hautnah erlebe, sagt Regula Jakob: «Man lernt neue Gegenden kennen, lüf­tet den Kopf durch und löst gleichzeitig eine spannende Aufgabe – eine gross­artige Kombination.»

An den kommenden Kursmorgen wird die Gruppe ihr Wissen und ihren Radius langsam erweitern. Zuerst geht es in der Solothurner Altstadt auf Pos­tensuche, im Folgekurs dann ins Grüne. Interessierte können sich schliesslich der Fortgeschrittenen-Gruppe anschlies- sen, die sich das ganze Jahr hindurch in den Wäldern der Umgebung zum OL trifft – pardon: zum OS natürlich.

Probieren Sie es aus: Stadt-OL/OS in der ganzen Schweiz über die Website swiss-o-finder.ch und die Swiss-O-Finder- App.