Am Ende siegt die Liebe

Wie denken unterschiedliche Generationen über die Liebe? Ein 18-Jähriger und ein 86-Jähriger im Gespräch über Polyamorie, Eifersucht und den Unterschied von Verliebtheit und Liebe.

Jessica Prinz, Multimedia-Journalistin

Text und Video: Jessica Prinz

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, das Interesse am Thema Liebe ist ihnen allerdings gemeinsam. Alfred Herbert, Finanzexperte und bekannt als «Cash-Guru», lernte seine Frau Erika bereits in der Schule kennen. «Damals waren Mädchen und Buben noch getrennt, zwischen uns verlieft ein Drahtzaun. Ich steckte ihr zwischen den Drähten immer mal wieder ein Schöggeli zu und sagte ihr: Dich heirate ich einmal! Und so kam es dann auch.» Mittlerweile sind Herbert und sein «Muggi» über sieben Jahrzehnte verheiratet. Sie gingen gemeinsam durch dick, erlebten Gutes und Böses. «Wir waren immer zusammen, immer! Wir reisten durch die ganze Welt.»

Gäbe es seine Frau nicht mehr, dann würde sich Alfred Herbert nicht mehr verlieben. «Ich glaube, ich würde das nicht wollen. Ich hatte so lange ein schönes Leben mit meiner Frau. Wir sind seit mehr als 70 Jahren durch ein inniges Band verbunden… Deswegen könnte ich mir das nicht vorstellen.»

Die Rollenverteilung in ihrer Beziehung ergab sich automatisch. Sie sorgte für Haus und Kinder, er schaute, dass es sonst läuft, vor allem finanziell. Für Herbert, der als Kind die Jesuitenschule besuchte, sind gleichgeschlechtliche Liebe oder Polyamorie unvorstellbar. «Liebet und vermehret euch, heisst es in der Bibel. Und das geht nur auf eine Art: mit Mann und Frau.»

Ganz anders sieht das Ben Landau. Er befindet sich momentan in der Ausbildung zum Fachmann Kleinkindbetreuung und hinterfragt die konservativen Geschlechtsbilder und Beziehungsformen, die in unserer Gesellschaft noch heute gang und gäbe sind, immer mehr. Der 18-Jährige beschäftigte sich in einer Vertiefungsarbeit seiner Ausbildung damit, wie das Männerbild sich entwickelt hat. Er, der selbst gerne Röcke trägt und sich die Fingernägel lackiert, steht derzeit in keiner Beziehung. «Oder aber ich bin in Beziehung mit allen Menschen. Ich bin hin und hergerissen, wie ich das formulieren möchte. Es kommt ja immer auf den Blickwinkel an.»

In welchen Punkten sich Jung und Alt im Gespräch einig werden, sehen Sie im Video.

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Diesen Sommer steht in der Zeitlupe die Liebe im Zentrum: Welches sind die Traumpaare im Garten, wie diskutieren Jung und Alt über die Liebe und was genau ist eine Surrogatpartnerschaft…? Das und vieles mehr finden Sie auf zeitlupe.ch/liebe-ist

Beitrag vom 20.07.2022
  • Heidi Kirchner sagt:

    Respekt Ehrlichkeit und Treue das sind die drei wichtigsten Punkte

  • Ursula Bührer sagt:

    Ich könnte mir – für mich – nicht vorstellen, mit mehreren Menschen eine Beziehung zu führen oder mit einem Menschen zusammenzuleben, der mehrere Beziehungen leben möchte. Daran ist letztlich auch meine Ehe gescheitert. Einerseits wusste ich, dass mein Mann mich betrog – andererseits hat er mich gegenüber anderen Frauen abgewertet. Das hat für mich – neben anderen Schwierigkeiten – nicht mehr gestimmt.

    So, wie sich aber die Gesellschaft entwickelt hat und viele Menschen sich nicht im richtigen Körper fühlen, sind wohl die Voraussetzungen verändert. Ganz wichtig finde ich Offenheit und Ehrlichkeit in Beziehungen. Kein Mensch sollte seine Vorlieben auf Kosten eines anderen Menschen leben – sondern immer im Einvernehmen. Wer wen liebt, spielt dabei für mich keine Rolle.

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