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Rendez-vous mit dem eigenen Leben

Auf meet-my-life.net kann man unkompliziert seine Lebensgeschichte festhalten – zum Beispiel jetzt!

Viele wünschen es sich schon lange, aber irgendwie war nie der richtige Moment: Die eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben verlangt Zeit und ein kleines bisschen Mut. Erich Bohli kennt das. Dem Gründer der Schweizer Autobiografie-Plattform meet-my-life.net gratulieren viele zu seiner Idee: «Selbst zu schreiben beginnen aber bloss die wenigsten.»

Dabei biete nur schon die aktuelle Zeit Stoff genug: «Schreiben Sie über den Ausnahmezustand und die Auswirkungen auf Ihren Alltag und Ihre Gefühle. Oder schreiben Sie über anno dazumal und schwelgen Sie in Erinnerungen.» Schreiben tue gut, lenke ab – und halte Wichtiges für die Nachwelt fest.

Schwieriger zu überwinden als allfällige technische Anfangsschwierigkeiten seien oft Ängste, die meist noch aus der Schulzeit stammten: «Viele haben als Kind schlechte Erfahrungen mit dem Schreiben gemacht, wurden wegen Fehlern vom Lehrer blossgestellt oder von Mitschülern ausgelacht.» Doch die anfängliche Angst, sich zu blamieren, nicht schreiben zu können oder nichts Interessantes zu erzählen zu haben, verliere sich meist bereits nach wenigen Seiten.

Interview mit sich selbst

Meet-my-life.net bietet Autorinnen und Autoren – falls gewünscht – ein Gerüst von über 500 Fragen, die Erinnerungen wachrufen. Man kann vorgeschlagene Kapiteltitel übernehmen wie «Kindergartenjahre», «Krankheiten und Unfälle» oder «Worauf ich stolz bin». In jedem Kapitel fordern detaillierte Fragen zu einer Art Interview mit sich selbst auf. Etwa: «Wie war Dein Schulweg?», «Was hat Dir an Deiner Arbeit wirklich Freude gemacht?» oder «Gibt es in Deinem Leben Dinge, die Du heute bereust?».

Manche veröffentlichen sofort, was sie schreiben. Andere wählen die «Privacy Option», welche auf eine Veröffentlichung verzichtet – aber auch auf die von vielen als motivierend empfundenen Kommentare anderer Schreiberinnen und Leser. Alle profitieren davon, dass sie dank modernster Cloud-Technologie von überall her auf ihren Text zugreifen können und dass meet-my-life.net garantiert, die Texte für die Nachwelt zu erhalten.

Schatzkiste voller Erinnerungen

Wer lieber erst einmal liest anstatt schreibt, kann in den veröffentlichten Biografien nach Autorennamen, Jahrgang der Schreibenden oder Stichworten wie «Kriegserfahrung», «Heimkinder» oder «Kinderreiche Familien» stöbern. So stösst man auf vieles, was man selbst ganz ähnlich oder ganz anders erlebt hat. Und entdeckt einen umfangreichen autobiografischen Schatz, der die Lebensumstände und den Alltag quer durch alle Bevölkerungsschichten dokumentiert.

Vor fünf Jahren gründete Erich Bohli meet-my-life.net im Rahmen seines Studiums, welches er nach der Pensionierung an der Universität Zürich absolvierte. Heute ist der ehemalige Fust-CEO so etwas wie ein Schatzmeister der Erinnerungen. Die Vielfalt der Schreiberinnen und Schreiber gefällt dem 70-Jährigen: «Ob Professorin, Ärztin, Metzgermeister oder Feuerwehrmann: Alle Texte sind interessant, erschütternd, lustig und immer wieder beeindruckend.»

Erich Bohlis eigene Biografie lesen Sie hier: «Glück gehabt».
Hier finden Sie Schreibtipps.

Prof. Dr. Alfred Messerli vom Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich ist der wissenschaftliche Berater von meet-my-life.net. Im Video erklärt er, warum es sich lohnt, die eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben.

Schweizer Autobiografie-Plattform

Meet-my-life.net ist eine nichtkommerzielle und werbefreie Autobiografie-Plattform, unterstützt von der Universität Zürich, Swisscom, Coop und Faber-Castell. Nach einem kostenlosen Probemonat fällt im ersten Jahr ein Beitrag von CHF 39.50 an, für die Folgejahre sind Beiträge freiwillig.

Beitrag vom 06.04.2020
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